Meijerhof in Engter
 

Die Hofanlage

Das Areal des Meijerhofs liegt idyllisch am östlichen Ortsrand von Engter direkt am Engter Bach inmitten von Feldern und Wäldern. Die Geschichte des Bauernhofes lässt sich bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts zurückverfolgen. Das Gehöft besteht aus alten Fachwerk- und Bruchsteingebäuden und wird durch das mehr als 300 Jahre alte, noch vollständig in Fachwerkbauweise erhaltene Haupthaus geprägt.

Am 13. November 1972 zeigte das Orkantief „Quimburga“ mit aller Wucht seine zerstörerische Kraft und die Sturmempfindlichkeit des Hofes mit seinen großen Ziegeldächern am nordöstlichen Rand des Engterer Esch. Der Vorbesitzer hatte den aus mächtigen Eichen und Buchen bestehenden und die Hofgebäude umgebenden Hutewald in den Jahren 1964 bis 1966 nahezu vollständig entfernt. Diese Sturmerfahrung war prägend und führte in den letzten 50 Jahren zur umfassenden „Eingrünung“ der Hofanlage. Es wurden Laub- und Obstbäume sowie  Wallhecken gepflanzt. Durch die Wiederanpflanzung sollte den Ziegeldächern mehr Schutz vor schweren Stürmen geboten und die Aufenthaltsqualität von Mensch und Tier an heißen Tagen verbessert werden. Mitte der 80er Jahre wurde von mir die Hofzufahrt mit Linden- und Blutahornbäumen als Allee gepflanzt. Anfang der 90er Jahre wurde dann der Weg am Speicherkamp in Richtung der Evinghauser Straße als Halballee mit Eichen (Uwes Eichen) bepflanzt. Weite Teile der Hoffläche sind mit Kopfsteinen aus dem ehemals hofeigenen Steinbruch gepflastert, welche sich aber leider altersbedingt zunehmend zersetzen. Unsere „dicke Eiche“, eine mehr als 300 Jahre alte Hofeiche mit einem Stammumfang von mehr als fünf Metern, hat sich von den Wachstumsproblemen der 90er Jahre gut erholt und thront mit ihrer mächtigen Krone über der Streuobstwiese.

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2002 wurde die Landwirtschaft von der Eigentümerfamilie gesundheits- und altersbedingt aufgegeben. In den Folgejahren zeigte sich allmählich, dass die laufende Unterhaltung der 1982 unter Denkmalschutz gestellten Gebäude eine zunehmende Herausforderung darstellt. 

Lediglich die Steuobstwiese mit einer Vielzahl an alten Obstsorten wird noch heute selbst bewirtschaftet. Das Obst wird in der Konditorei meines Mannes im Café Classique in Münster, verwertet.

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Nach einem Jahrzehnt des Übergangs geht es heute darum, die historische und landschaftsbildprägende Bausubstanz nachhaltig abzusichern. Sowohl die hervorragende Lage des Meijerhofs am Engter Bach in Sichtweite von Waldrand und Turmspitze der St. Johannis Kirche als auch das nahezu urspüngliche Erscheinungsbild der alten Hofgebäude sprachen für eine Umnutzung zu Wohnraum.

Der Gebäudebestand

Das alte Haupthaus bzw. Erbwohnhaus des Meijerhofes

Niedersächsisches Zweiständer-Hallenhaus  (14 m breit, 34 m lang, 11 m hoch) mit Wohn- und  Wirtschaftsteil, Baujahr 1706 & 1860 
1706 wurde das Bauernhaus als Rauchhaus (mit offener Feuerstelle im Flett aber ohne Schonrnstein) mit 12 Fachen (Abstände von ca. 2,5 m zwischen den Deckenbalken) und Sparrenschwelle errichtet. Die letzten beiden Fache wurden als Kammerfach (15 m breit) mit drei ebenerdigen Kammern und Kornboden ausgeführt. Die beiden davor liegenden Fache wurden als offenes Flett zur ursprünglich 9 m breiten Diele mit mit den unter den seitlichen Kübbungen liegenden Wasch- und Essluchten angelegt.. Die mächtigen Querbalken des Fachwerkhauses  (38 cm x 32 cm) haben eine Länge von 11 m. Sie werden von einem 3,7 m hohen Hauptständerwerk aus breiten Eichenständern (42 cm x 25 cm) unterhalb des Rähms getragen und sind über wuchtige Kopfbänder miteinander verbunden
1855 im Zuge des Einbaus einer repräsentativen Kaminanlage wurde ein Schornstein eingebaut. 
1860 wurde das Gebäude um zwei weitere Fache verlängert und erneuert (mit neuem verschindelten Westgiebel) aufgerichtet. Der vorhandene Vorschauer mit dem zurückliegenden, auf wuchtigen Kopfbändern ruhenden und mit Inschrift versehenen Dielentorbogen aus dem Richtjahr 1706 wurde „aufgegeben“. Um mehr Platz für die Stallungen in den Hielen bzw. Kübbungen zu haben, wurden außerdem die beiden tragenden Hauptständerwände um jeweils 40 cm zur Diele verschoben, Dadurch verlängerte sich der Überstand der Querbalken zur Sparrenschwelle auf 1,6 m! Die Hauptständerreihe im Bereich des Kuhstalls wurde sogar um knapp einen Meter in Richtung der Diele verschoben und vollständig aus neuem Eichenholz errichtet, Dazu wurden die den Rähm tragenden wuchtigen Eichenständer aus dem Richtjahr 1706 eingekürzt und auf die zuvor neu angelegte Hielen-Balkenlage des Kuhstalls abgelegt. 
1930 bis 1931 erfolgte eine grundlegende Modernisierung des Wohn- und Wirtschaftsteils. Dabei wurden im vorderen Wirtschaftsteil große Teile der rechten Hauptständerreihe durch Mauerwerk ersetzt, Lediglich zwei der ursprünglichen mächtigen Ständer wurden „sicherheitshalber“ stehen gelassen. Außerdem wurde eine Scherwand zwischen Wohn- und Wirtschaftsteil sowie eine moderne Milchkammer, eine Waschküche und ein Bad eingebaut. Durch eine große im oberen Teil verglaste zweiflügelige Tür konnte aber dennoch die Diele gut eingesehen werden. Im Flett wurden die alten Natursteinplatten durch Terrazzofliesen ersetzt. Auch wurden neue Zimmertüren sowie eine moderne Kachelofenzentralheizung in den beiden Stuben des Kammerfachs eingebaut. Außerdem wurde der oberhalb der beiden Stuben gelegene Kornboden des Kammerfachs zu drei weiteren Zimmern ausgebaut. Um den Zugang über eine Treppe realisieren zu können, wurde der vor der Kaminanlage im Flett abgehängte Rauchfang entfernt. Als Ersatz wurde auf der Diele im Bereich der ebenfalls neuen Scherwand ein Räucherschrank mit eigenem Schornstein errichtet.
1964 wurden die Hahnenhölzer für einen Heuaufzug entfernt. Durch Einbau eines Dachstuhls wurde aber das 11 m hohe Sparrendach stabilisiert. 
1982 wurde infolge eines Sturmschadens die Holzverschindelung des mehrfach vorkragenden vorderen Knaggengiebels durch Onduline-Platten ersetzt. 
1987 bis 1991 wurde die (an einigen Stellen seit 1706 unveränderten) Fachwerkfassade in Eigenleistung grundlegend saniert und alle alten dreiflügeligen Eichenholzfenster mit der sog. „Osnabrücker Ruderstange“ durch baugleiche Holzfenster mit Doppelverglasung ausgetauscht. 
2019 haben dendrochronologische Untersuchungen gezeigt, dass weite Teile des in der Holzkonstruktion verwendeten Eichenholzes 1705 geschlagen wurden, die Schwellhölzer sogar noch einige Jahre früher (um 1680). 
2020 wurde der (in die Jahre gekommene) vordere Giebel nach historischem Vorbild erneuert.

  • Einbau einer 6-zügigen Kaminanlage, 1855
  • erneuert aufgerichtet, 1860
  • Irmensäule bzw. Geckpfahl als Giebelschmuck des verbretterten Ostgiebels
  • Pferdeköpfe als Giebelschmuck des dreifach vorkragenden Westgiebels

Inschriften:

  • Inschriften auf Sandsteinplatten der Kaminanlage

         J.H. Meijer : C.E. Meijer geb. Kleine : 1855
        Verzierung mit stilisierten Topfblumen, Blumengebinden und Sonnenrädern bzw. –kreuzen.

  • Inschrift auf gusseiserne Ofenplatte mit Niedersachsenroß

        1743

  • Inschrift im Holzbalken des Westgiebels

       „Dies Haus erneuert aufgerichtet laß dir Gott stets empfohlen sein; ach daß kein Unglück es vernichtet; zieh auch mit Heil und Glücke ein. Laß die Bewohner dir vertraun; auf allen ihren Lebenswegen, krön ihren Fleiß mit deinem Segen; auch laß sie stets am Ewgen baun.“

  • Inschrift im vorderen Torbogen

        Johann Hermann Meier und Katharina Elisabeth Meier geb. Kleine
        16. Apr 1706 & 8. Juny 1860

  • Inschrift im hinteren Torbogen des Vorschauers

       EVERD KLUSZMAN    MARIA STAHLS   ANNO 1706

Der alte Kornspeicher  

Gebäude (7 m breit, 9 m lang, 10 m hoch) mit einem aus Bruchsteinen erstellten Unterbau (Mauerwerksreste eines alten Steinwerks), auf dem im Jahr 1711 ein zweistöckiger Fachwerkbau aufgesetzt wurde, Baujahr 1711

Inschriften:

  • Inschrift im Balken des Nordgiebels

         AN GOTTES SEGEN IST ALLES GELEGEN :: EVERD KLUSZMAN GENANT MEIJER MARIA STAHLS ANNO 1711 DEN 15. OCTOBRIS MHDST

  • Inschrift oberhalb der Tür im Obergeschoss

        HERMAN HINRICH MEIJER
        GOTTES HAND MEIN BEISTAND

Die kleine Scheune

Bruchsteingebäude (8 m breit, 16 m lang, 8 m hoch) mit zwei Durchfahrtstoren und kleinem Kartoffelkeller, Baujahr 1880 
  • Inschrift auf einer Sandsteinplatte im Ostgiebel

        E.H.J. Meijer, geb. Hackmann
        M.E.A. Meijer, geb. Ballmann
        1880

Mitte der 50er Jahre wurde auf der Rückseite der kleinen Scheune unter einem lang gestreckten Schleppdach ein vollständig unterkellerter  ca. 6 m breiter moderner Viehstall mit Spaltenboden angebaut. 

Der Schweinestall  

Bruchsteingebäude (9 m breit, 23 m lang, 7 m hoch) mit Stallungen, Futterküche, Kornboden und Kellerraum, Baujahr 1898

  • Inschrift auf einer Sandsteinplatte im Ostgiebel

        J. Mejer geb. Hackmann
        E. Mejer geb. Hauswörmann
        1898

Die große Scheune    

Bruchsteingebäude (14 m breit, 24 m lang, 11 m hoch), dessen Dach von einer aufwändigen Holzsprengwerk-Konstruktion getragen wird, Baujahr 1933
  •  Inschrift auf einer Sandsteinplatte im Nordgiebel

        Verzierung mit stilisierter Deutschlandflagge, Getreidegarbe und Sonnenkreuz (als HAKENkreuz ausgeführt!) 

         Erbaut im Jahre der nationalen Erhebung
         1933
         Herm. Heinr. Georg Meyer

Die Wagenremise

Bruchsteingebäude (7 m breit, 32 m lang, 6 m hoch), dessen Vorderseite in  Fachwerkbauweise und ursprünglich als offene Remise ausgeführt wurde. Baujahr 1934

Das verbaute Eichenholz wurde zuvor beim Abbruch der Hauptständerwand im Haupthaus geborgen. Bis Mitte der 70er Jahre wurden 2/3 der offenenen Remise zu Rindviehställen mit großem unterirdischen Güllelager  umgebaut. 

Der Winkelbungalow

Eingeschossiger teilunterkellerter verklinkerter Winkelbungalow (Hausnr. 4), Baujahr 1962 

Bauherr: Herm. Heinr. Georg Meyer

Das neue Wohnhaus

Als Altenteiler und Anbau zum Bungalow errichtetes zweigeschossiges verklinkertes Wohnhaus (Hausnr. 2), Baujahr 1998

Bauherr: Uwe Ahlert

 

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Im Zuge der Umnutzung der ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäude sind schrittweise einige schöne Wohnungen entstanden, Die neu geschaffenen Wohnungen würdigen die historische Bausubstanz und "atmen" Geschichte einer längst vergangenen Zeit. Der Charme der traditionellen Bauweise wird mit moderner Architektur und Haustechnik kombiniert, so dass ein hoher Wohnkomfort ermöglicht werden konnte.

Die folgenden Fotos zeigen, wie sich das Erscheinungsbild des Hofes an einem verschneiten sonnigen Wintertag verändert (Februar 2021).

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Informieren Sie sich auf den nachfolgenden Seiten gerne näher über die im Wandel befindliche Hofanlage und  ihre lebenswerte naturnahe Umgebung.


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