Meijerhof in Engter
 

Der ökologische Ausgleichsflächenpool am Meyerhof

Bei den meisten Baumaßnahmen sind Eingriffe in die Natur unvermeidbar. Vor diesem Hintergrund verpflichtet das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) den Bauherrn für betroffene Flächen einen Ausgleich zu schaffen, sogenannte Ausgleichsflächen.

Mit dem ökologischen Kompensationsflächenpool am Meyerhof in Engter wird am östlichen Ortsrand von Engter sowohl für Bauherren als auch für die Stadt Bramsche die Möglichkeit geschaffen, durch den Kauf von ökologischen Werteinheiten bzw. Ökopunkten in einem dem Umweltschutz gewidmeten Ersatzflächenpool zu investieren. Im Folgenden wird ein kurzer Überblick über die zum Wohle von Mensch und Natur am östlichen Ortsrand von Engter geplanten Naturschutzmaßnahmen gegeben.

Im Zuge der Umsetzung der von der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises Osnabrück im Juni 2021 genehmigten ökologischen Kompensationsflächenplanung kann der östliche Ortsrand von Engter mit dem am Engter Bach gelegenen und unter Denkmalschutz stehenden bäuerlichen Hofanlage des Meyerhofs in seiner landschaftlichen Unversehrtheit gesichert und unter ökologischen Gesichtspunkten aufgewertet bzw. weiterentwickelt werden.

Die folgende Karte zeigt die unter ökologischen Gesichtspunkten besonders wertvolle Planungsvariante 2, welche eine ökologisch aufwertende Mäandrierung des Engter Bachs mit flach verlaufenden Uferböschungen und zwei als Flutmulden angelegte Tümpel vorsieht. Der Entwicklungs- und Pflegeplan für die ökologischen Ausgleichsflächen am Meyerhof in Engter wurde vom ökologischen Landschaftsplanungsbüro BIO-Consult in Belm entwickelt.

Generell soll die ökologische Aufwertung den Blick auf die das Landschaftsbild prägenden Fachwerk- und Bruchsteingebäude des Meyerhofs nicht verstellen. Deswegen sind in der Entwicklungsplanung nur selektiv Baumpflanzungen vorgesehen. Es sollen vielmehr ergänzende Anpflanzungen von einheimischen Strauchgehölzen entlang der markanten Böschungs(Endmoränen)kante zum Engterer Esch vorgenommen werden. Die zurzeit noch als Ackerland genutzten Flächen sollen künftig lediglich als extensives Weideland genutzt und können damit zu einem Gewinn für die heimische Flora und Fauna werden.

Bei der vorliegenden genehmigten Kompensationsflächenplanung wurde entlang der Evinghauser Straße (L 87) ein ca. 10 m breiter Streifen nicht mit einbezogen. Auf dieser Fläche wird der in Planung befindliche Neubau eines Radweges von Engter nach Evinghausen realisiert werden. In Gesprächen mit der NLSTBV-OS konnte für die nördliche Straßenseite bewirkt werden, dass der Bau des Radweges mit einer Aufwertung des erweiterten Straßenraumes vom Waldrand am Dornsberg bis zum Ortsrand von Engter einher geht. Durch eine vollständige Neuanpflanzung von Lindenbäumen  entlang des Radweges an der Evinghauser Straße kann das vielen älteren Engteraner Bürgern noch vertraute Bild einer dicht bestandenen Lindenallee wieder hergestellt werden. Die folgende Karte zeigt die überarbeitete Vorplanung des Radweges. 

Die erweiterte Gesamtplanung mit einer Mäandrierung des Engter Bachs ermöglicht auch die stärkere Berücksichtigung der "Hochwasserproblematik" des Engter Bachs. Diese wird sich infolge des fortschreitenden Klimawandels verschärfen und zu einer Zunahme von Extremwetterereignissen führen. Schon immer steigt der Wasserstand der Gräben des direkt am Hof verlaufenden Engter Bachs bei Starkregen sehr stark an. In unregelmäßigen Abständen kommt es auch mal zur Flutung einzelner Grabenabschnitte. Das Gros der Wassermassen des Bachs wird ohne zeitliche Verzögerung bzw. Pufferung direkt über den Bachlauf in Richtung des tiefer gelegenen Unterdorfs von Engter abtransportiert.

Ursächlich für die bei Starkregenereignissen im Unterdorf von Engter auftretende Hochwasserproblematik sind

  • die besondere geographische Lage des Ortes direkt an den Hängen des Wiehengebirges,
  • die dadurch bedingt schnell anfallenden großen Niederschlagsmengen im gesamten Einzugsbereich des Engter Bachs durch Abregnen von Gewitterwolkenformationen, welche insbesondere nach hochsommerlichen Hitze- und Dürreperioden primär oberflächlich ablaufen,
  • die in den letzten Jahrzehnten im Ortszentrum erfolgte Verrohrung und Überbauung des Bachlaufs und
  • die Umwandlung von Weide- und Gartenland in zusätzliche Wohn- und Gewerbeflächen.

Der südlich des alten Kornspeichers neu geplante zusätzliche Tümpel orientiert sich an der besonderen hydrologischen Situation, da sich hier - jenseits von Schichtenwasserbildung - einige artesische Wasseradern außerhalb der Sommermonate bemerkbar machen. Selbst eine Drainierung der Fläche Anfang der 80er Jahre konnte und kann die quellenden Wassermengen in den Wintermonaten nicht ausreichend ableiten. Außerdem befindet sich dort ein Bachzulauf bzw. Graben, der aus dem höher gelegenen Dornsberg gespeist wird, und der früher durch einen Teich in direkter Nähe zum Kornspeicher geführt hat. Der Teich wurde in den 60er Jahren verfüllt und das letzte Teilstück des Grabens (bereits im Zuge der ersten Flurbereinigung in den 50er Jahren) verlegt und direkt an den Engter Bach angeschlossen. Generell zeigt sich, dass dieser Bachzulauf im Jahresverlauf länger Wasser führt als der Engter Bach. Dieses auch deswegen, weil der Graben regelmäßig vom Wasserverband Bersenbrück im Zuge der Reinigung bzw. Spülung seines Wasserwerks an der Evinghauser Straße genutzt wird. Die vorgesehene Neuanlage eines als Flutmulde angelegten Tümpels nimmt somit die besonderen hydrologischen und historisch gewachsenen Gegebenheiten auf. Sie schützt den Bachlauf vor intensiver landwirtschaftlicher Produktion und schafft eine weitere ökologisch wertvolle Feuchtbiotopfläche.

Natürlich kann ein naturnaher und Retentionsmöglichkeiten schaffender nachhaltiger Umbau des Engter Baches mit zwei neu anzulegenden Flutmulden in seinem östlichen Oberlauf nicht die immer häufiger wiederkehrende Hochwasserproblematik im Unterdorf alleine lösen. Er kann aber einen wirkungsvollen ergänzenden Beitrag zur kurzfristigen kontrollierten Pufferung der sehr schnell anschwellenden Wassermassen leisten. Letztendlich obliegt es den Entscheidungsträgern auf kommunaler Ebene wie schnell und in welchem Umfang ein über Jahrzehnte sich verschärfendes Problem gundlegend und ökologisch nachhaltig „geheilt“ wird! 

Durch Umsetzung der Kompensationsflächenplanung gelingt am östlichen Ortsrand von Engter im Überschwemmungsgebiet des Engter Bachs am Fuße des Dornsberges (vgl. Karte aus dem Umweltatlas des Landkreises Osnabrück) und in direkter Nachbarschaft zum Bio-Gemeinschaftsgarten-Projekt am Veilchenhügel im Engterer Esch die Herstellung eines in sich geschlossenen ökologisch wertvollen, artenreichen Feuchtbiotop-Verbundes aus extensiv bewirtschafteten Weiden und Streuobstwiesen, Bächen, Blänken, Hecken und Baumreihen.  

Die vorliegende ökologische Ausgleichsflächenplanung am Meyerhof in Engter wird sowohl den Interessen des Naturschutzes als auch des vorbeugenden Hochwasserschutzes gerecht. Seine Realisierung kann einen nachhaltigen Beitrag für noch mehr dörfliche Lebens- und Aufenthaltsqualität leisten.

Fragen zur ökologischen Ausgleichsflächenplanung und zum Erwerb von Ökologischen Werteinheiten werden von Gerd Ahlert (gerd.ahlert@gmx.de) als Eigentümer der Kompensationsflächen beantwortet.

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