Meijerhof in Engter
 

Zwischen gestern und heute - Historie

Die Bezeichnung mit Ortsangabe „Meijerhof zu Engter“ (Schreibweise mit „eij“ ist sowohl an Gebäudeinschriften als auch in historischen Dokumenten zu finden) lässt sich bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts zurückverfolgen (vgl. u.a. NLA OS Dep 24 a Nr. 327, 1446). Vermutlich wird seine Gründung – wie für das Gros der alten Vollerbenhöfe (nicht nur in Engter) üblich – noch weiter zurückliegen. 

Die Hofstätte wurde als „klassischer“ Meijerhof in exponierter Lage am Ortsrand inmitten der von ihm bewirtschafteten Flächen am Fuße des Dornsbergs oberhalb des Engter Bachs errichtet. Der Hof war über Jahrhunderte in der grundherrschaftlichen Abhängigkeit eines Familienzweigs derer von Bar, dessen Besitz im 16. Jahrhundert durch Erbgang an das Rittergut Langelage in Bohmte ging. Auf Geheiß des Grundherrn mussten seine Bewirtschafter den Namen „Meijer zu Engter“ führen (vgl. DWUD Regest 1562-01-25). Als eigenbehörige Stätte hatte auch der Meijerhof zu Engter regelmäßig Abgaben an seine Grundherrschaft abzuführen, wie einige Archivaufzeichnungen dokumentieren (u.a. DWUD Regest 1604-06-27).

Im Gegensatz zu allen anderen eigenbehörigen Stätten bzw. Höfen in Engter war der Meijerhhof mit einem sehr großen Waldteil am Dornsberg und einem dort befindlichen Steinbruch ausgestattet. Im Jahr 1787 gehörten zum Meijerhof 64,9 ha Grundbesitz (De Plat, 1786) sowie eine Leibzucht (Dornsbergweg 6) und ein Heuerhaus (ehemals Spitzburg 11). Meijers Steinbruch im Dornsberg diente bis in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts dem Raum Engter zur Versorgung mit Bruchstein als Baumaterial.


Von 1953 bis 1969 war der landwirtschaftliche Betrieb verpachtet (von Strohe bis 1957, Padeffke 1957 bis 1969). Im Frühjahr 1968 wurde der Meijerhof von der Enkelin des „letzten“ Meijers (1872 - 1963) an die junge Familie Ahlert, welche infolge eines Flurbereinigungsverfahrens aus dem Dorf Lotte (Westf.) aussiedeln wollte, verkauft. Sie erwarb die ertragreichen direkt am Hof gelegenen Kernflächen und die Hofstelle und baute in kurzer Zeit einen landwirtschaftlichen Mischbetrieb mit 15 Milchkühen, Rinderzucht und -mast (ca. 70 Tiere) sowie Schweinemast (ca. 280 Mastplätze) auf. 

1969 wurden die Reste eines alten kleinen Steinwerks mit dicken Bruchsteinwänden samt Anbauten, welches sich hinter der kleinen Scheune befand, vollständig abgerissen. 1970 wurden dann die ehemals zur Haltung von Schweinen aufgeschichteten mehrere 100 m langen und an vielen Stellen umgekippten Steinmauern auf den hofnahen Weiden entfernt. Nach diesen "Aufräumarbeiten" wurde in den Folgejahren im Zuge der Modernisierung der Stallungen stets darauf geachtet, dass die Außenansicht der alten Gebäude nicht unnötig „verschandelt“ wurde. 

Im Herbst 1981 wurde der im Jahr 1860 mit Holzsschindeln verkleidete Giebel des Haupthauses während eines schweren Herbststurms stark beschädigt. Im März 1982 erfolgte seine Verkleidung mit grün eingefärbten Onduline-Platten. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre konnte die historische Bausubstanz  (seit Herbst 1982 unter Denkmalschutz gestellt) durch viel Eigenleistung der gesamten Familie „in Schuss gehalten“ werden. Letztendlich wurde dieses Bemühen zu Beginn der 90er Jahre mit dem Preis für Denkmalpflege der niedersächsischen Sparkassenstiftung gewürdigt.

2002 musste die Landwirtschaft gesundheitsbedingt aufgegeben werden. Während die landwirtschaftlichen Nutzflächen problemlos verpachtet werden konnten, war dieses für die landwirtschaftlichen Gebäude nur eingeschränkt der Fall. Die (landwirtschaftliche und außerlandwirtschaftliche) Nutzung einzelner Gebäude(teile) gestaltete sich aufgrund von Auflagen und fortschreitender technischer Anforderungen zunehmend schwieriger. 

Es zeigte sich, dass allein die laufende Unterhaltung des bäuerlichen Gebäude-Ensemble aus Fachwerk- und Bruchsteingebäuden eine wachsende Herausforderung darstellt und nicht aus der Nutzung der hofeigenen Gebäude und Flächen "mit" erwirtschaftet werden kann. 

Nach einem Jahrzehnt des Übergangs (mit ins Mark gehenden familiären Schicksalsschlägen) ging es in den letzten Jahren darum, die historische und landschaftsbildprägende Bausubstanz und seine Einbettung in die Landschaft nachhaltig abzusichern.
Dabei soll aber die generelle landwirtschaftliche Zweckbestimmung des Hofes weder aufgegeben noch vergessen werden! Um es mit den Worten von Luise Ahlert zu sagen: „Ach Gerd, unsere alten Gebäude sind doch eigentlich viel zu schade für die heutige Landwirtschaft. Heute braucht man moderne große funktionelle Gebäude auf der grünen Wiese!“ Auch wußte sie mir stets zu berichten, wo sie mal wieder ein besonders schönes Dielentor gesehen hatte.

Dazu wurden drei mächtige mehr als 150-Jahre alte Eichen am Waldrand gefällt und im hiesigen Sägewerksbetrieb von Ludwig Sommer zu Fachwerkständern und -riegeln sowie Schwell- und Rähmhölzern geschnitten. Dort wo Wände und Deckenbeläge in Holz bzw. Fachwerk  kaputt oder zerstört waren, wurden diese von der Zimmerei und Dachdeckerei „Holzbau Budke“ aus Bersenbrück aus dem zugeschnittenen Eichenholz wieder fachgerecht hergestellt und mit Holznägeln verzapft. 



E-Mail
Karte
Infos